Dreharbeiten zur Tour 2

Die Aufklärung

„Recce“ ist ein Begriff aus der Filmbranche, der sich vom Wort „Reconnaissance“ (Aufklärung) oder „Reconnoitre“ (Erkundung) ableitet. „Eine Erkundung durchzuführen“, wie man es nennt, ist normalerweise der spaßige Teil. Es ist harte Arbeit, aber es gibt keinen Druck. Nur dass es sich hier um ein Radrennen handelt, bei dem 3519 km in 21 Tagen zurückgelegt werden und das so schnell vergeht, dass man es verpasst, wenn man blinzelt. Damit die Erkundung also nützlich ist, müssen wir einen beträchtlichen Teil dieser 3519 Kilometer zurücklegen.

Abgesehen von den fotografischen Überlegungen müssen wir auf jeder Etappe, die wir zurücklegen möchten, den schnellsten Weg von Punkt A nach Punkt B und wieder zurück finden. Wir müssen die Zeiten der Straßensperrungen und Zugangspunkte herausfinden und alle praktischen Aspekte klären, um dieses rasante Fest festzuhalten. Am Tag selbst wird alles anders sein, da man mit den Menschenmassen, den Wohnmobilen und dem ganzen Drum und Dran der Tour de France zu kämpfen hat. Aber irgendwo muss man anfangen, und der Ausgangspunkt ist die Erkundung.

Eine Erkundung ist teilweise ein Probelauf, teilweise eine Übungssitzung, teilweise um herauszufinden, was ich nicht will, aber auch, was ich will. Sie hilft dabei, die unendlichen Möglichkeiten auf einen überschaubaren Rahmen zu reduzieren. Hier trifft Vorstellungskraft auf Realität. Die Realität wird immer gewinnen, aber Vorstellungskraft ist ein bisschen wie Hoffnung, denn sie ist ewig. Vorstellungskraft ist sehr gut darin, sich an neue Realitäten anzupassen, die immer mehr Möglichkeiten bieten, die es zu erkunden gilt. Die Erkundung ist die Zeit, diese Möglichkeiten durchzugehen und die Wahrscheinlichkeiten zu finden, die an dem Tag funktionieren könnten.

Aber bevor das alles passieren kann, müssen wir erst an den Start gehen. Der erste Entwurf von Plan A sah ungefähr so ​​aus: Ich springe mit allem, was ich tragen kann, in Easy Jet und miete mir am anderen Ende ein Auto. Daraus wurde, dass ich mit allem, was ich tragen kann, in den Eurostar springe und mir am anderen Ende ein Auto miete. Und daraus wurde, dass ich mir ein Auto kaufe und es mit allem vollpacke, was es tragen kann, denn am Ende des Tages gibt es ziemlich viel Zeug, das man tragen muss.

Die To-Do-Liste geht einfach immer weiter. Die Details, die endlosen Details, um jede Eventualität abzudecken, sowohl die eingebildete als auch die reale, nagen ständig an meiner psychischen Grenze. Aber die Fähre nach Frankreich ist jetzt gebucht, also muss es irgendwann aufhören. Langsam beginnen die Angst, der Stress, die Sorgen zu verblassen. Sie werden durch Schmetterlinge im Bauch, Vorfreude und Aufregung ersetzt. Ja, wir werden das wirklich tun, also sollten wir es besser auch lohnenswert machen.
Das Abenteuer beginnt. Jetzt habe ich mehr zu verlieren, wenn ich nicht gehe, also stürzen wir uns, wie es unvermeidlich ist, in den Abgrund.