Froome gegen Merckx

Team Sky, jetzt Team Ineos, hat Froome letztes Jahr nicht unter den Bus geworfen, aber sie haben ihn nach hinten geschickt. Damit hat Geraint Thomas seinen großen Moment erlebt. Eine gerechte Belohnung für all die Unterstützung, die er uns im Laufe der Jahre gegeben hat. Aber dieses Jahr ist die Sache anders. Ineos wird nicht den gleichen Fehler machen wie Wiggins, der seinen Tour de France-Titel nicht verteidigen durfte – eine Entscheidung, die sie teuer zu stehen kam. Aber ich glaube nicht, dass Froome wieder die zweite Geige spielen wird.

Froome will ganz klar seinen fünften Tour de France-Titel, damit er zu den ganz Großen gezählt werden kann. Man kann davon ausgehen, dass Froomes Name immer häufiger neben Eddy Merckx genannt wird. Das Problem ist, dass Froome kein Eddy Merckx ist. Trotz seines heroischen Sieges beim Giro d'Italia im letzten Jahr mit einem Ritt, auf den Merckx stolz wäre, bleibt Froome ein One-Trick-Pony.

Merckx hat nicht nur die Tour de France, den Giro d'Italia und die Vuelta a España elfmal gewonnen, er ist auch der einzige Radrennfahrer, der bei derselben Tour de France (1969) die Gesamtwertung, die Punktewertung und die Bergwertung gewonnen hat. Und das, bevor wir zu den 34 Etappensiegen kommen, darunter 8 Einzeletappensiege bei der Tour de France 1970 und 1974. Die 28 Klassiker, 17 Sechstagerennen, 3 Straßenweltmeisterschaften und der Stundenrekord. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Froome kann nicht mit Merckx mithalten, und das kann auch sonst niemand. Er bleibt ein Einzelstück. Als Lance Armstrong anfing, sich mit Merckx zu vergleichen, war ein hörbares Stöhnen aus der gesamten Radsportwelt zu vernehmen. Wir können es ertragen, dass er Amerikaner ist, der kein Französisch spricht, großer Fehler. Die Drogen, die Bluttransfusionen, die ruinierten Karrieren, aber wenn Sie anfangen, sich mit Merckx zu vergleichen, werden Sie ernsthaft fertig. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Was Armstrong verstand, war nicht viel mehr, als dass die Tour de France in der englischsprachigen Welt eine große Rolle spielt. Die Traditionen sind nicht im Detail bekannt. Das Problem ist, dass Radfahren bis vor kurzem noch Nationalsport in Italien, Belgien und Frankreich war. Bevor es im Fall Frankreichs vom Fußball und im Fall Italiens von der Steuerhinterziehung überholt wurde. Tradition mag also für einen beträchtlichen Teil der modernen Radsportfans keine große Rolle spielen, aber wenn Sie anfangen, Vergleiche mit Eddy Merckx anzustellen, müssen Sie mit Gegenreaktionen rechnen.

Als ob es meinen Standpunkt beweisen wollte, hebt das Universum Froome dann hoch und schleudert ihn gegen eine Wand. Das muss weh tun.